Bericht aus dem Kreistag Vorpommern-Greifswald: CDU/AfD gegen Bio-Tonne

Vorpommern-Greifswald ist einer der wenigen Landkreise in Deutschland, der noch immer keine Bio-Tonne eingeführt hat. Ursache ist der Kreistag, der sich seit Jahren dagegen wehrt und auf die vorhandenen Entsorgungsmöglichkeiten verweist. Somit aber bleibt der Landkreis weit hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Robert Gabel, Kreistagsmitglied der Tierschutzpartei, besichtigte vor einigen Wochen gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Hannes Damm die Kompostierungsanlage Reinberg. Dort werden Biomüll und Grünschnitt aus dem Nachbarlandkreis Vorpommern-Rügen angeliefert. Geschäftsführer Eiko Potreck erläuterte, wie gut das System im Nachbarlandkreis funktioniert und wie der Kompost von den Landwirt:innen der Region gern angenommen wird. Über eine Ausweitung der Anlieferung aus Vorpommern-Greifswald würde man sich durchaus freuen, so war zu erfahren.

Auf der Dezember-Sitzung stimmte die rechte Mehrheit des Kreitags nun zum dritten Mal bereits gegen die Einführung einer Bio-Tonne!

Anja Hübner, Kreistagsabgeordnete der Tierschutzpartei und für die Fraktion „Grüne und Tierschutzpartei“ im Landwirtschafts- und Umweltausschuss, setzt sich leidenschaftlich für die Einführung der Biotonne ein und kennt die Ausreden zu Genüge:

„Es muss nicht zu Mehrkosten kommen, sondern man kann intelligente Abholsysteme einführen, die unterm Strich sogar Kosten sparen. Auch ist der angebliche Plasteanteil durch verbesserte Technik reduzierbar. Man muss technische und organisatorische Lösungen voranbringen, statt gestrige Einstellungen für die Herausforderungen von heute und morgen zu verteidigen. Es muss bei der Einführung der Biotonne auch nicht zwangsläufig zu Mehrkosten kommen, sondern man kann intelligente Abholsysteme einführen, die unterm Strich sogar Kosten sparen. Auch ist der angebliche Plastikanteil durch verbesserte Technik reduzierbar. Man muss technische und organisatorische Lösungen voranbringen, statt gestrige Einstellungen für die Herausforderungen von heute und morgen zu verteidigen.“

Robert Gabel, stv. Fraktionsvorsitzender, ergänzt:

„Der Kompost aus Bioabfällen ist eine wertvolle Bereicherung und dies trotz der zu pauschal gestrickten EU-Düngemittelvorgabe. Dass es dennoch vielerorts bestens klappt, sollte für den Kreistag Vorpommern-Greifswald ein deutliches Signal sein, eine Kehrtwende einzulegen. Vor dem Hintergrund, dass Kunstdünger ein hochproblematisches Importgut ist und Gülle aus Tierhaltung mit großer Ressourcenverschwendung einhergeht, sollten wir umdenken und die Biotonne endlich einführen. Perspektivisch ist es auch dringlich und ratsam, mit Bioabfällen einen Teil der Erdgasproduktion zu ersetzen.“

Ulrike Berger von den Grünen wird ebenfalls deutlich:

„Einmal mehr wurde gestern im Kreistag deutlich: Rein aus ideologischen Gründen lehnt die CDU einen Prüfauftrag zur Biotonne ab, ignoriert dabei Gesetze – wie das Kreislaufwirtschaftsgesetz, das eine umweltverträgliche Nutzung von Abfällen vorsieht – und Fakten. Dabei ist der Landkreis gemeinsam mit den Landkreisen Vorpommern-Rügen und der Mecklenburgischen Seenplatte Gesellschafterin der OVVD GmbH (Ostmecklenburgisch-Vorpommersche Verwertungs- und Deponie GmbH) und unterhält in Reinberg eine Kompostieranlage. Diese wandelt den Biomüll aus Vorpommern-Rügen zu Kompost um und vermarktet ihn. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage, soll die Kapazität der Kompostieranlage zeitnah nahezu verdoppelt werden. Umso unlogischer ist es, dass sich sowohl der Landrat, sein Stellvertreter als auch die CDU-Fraktion die Abnahme des Biomülls in Frage stellen. Biomüll ist wertvoll und wir können es uns ob der aktuellen Energie- und Rohstoffkrise nicht leisten, den Biomüll in Vorpommern-Greifswald ungenutzt zu entsorgen! Wir müssen auch das Rohstoff-Potential aus heimischen Biotonnen für Biogasanlagen nutzen, um unabhängiger von Gasimporten zu werden. Ein weiteres Argument ist die BürgerInnenfreundlichkeit. Es ist nicht sinnvoll, dass die Bürgerinnen und Bürger einzeln und auf ihre Kosten ihren Grünschnitt zu den Wertstoffhöfen fahren und dort in Warteschlangen stehen müssen.“ Quelle