Das System hat gewonnen! :(

Das System hat gewonnen. Tönnies darf weiter im Akkord töten. Tier um Tier, jedes ein Individuum in Todesangst, wird abgeschlachtet, im Sekundentakt. Industrielle Präzision einerseits, mit Quälerei und Fehlbetäubungen aber andererseits, wie bei jedem Schlachtprozess. Die Grausamkeiten scheinen grenzenlos, nur damit die Konsumenten ein paar Sekunden Geschmack auf der Zunge haben.

Das System des Tötens ist auch ein System des Verbraucherbetrugs, denn auf den Verpackungen im Supermarkt hüpfen Schweine und Kühe auf grünen Wiesen herum. Drauf prangt ein Tierwohl-Label und am Ende erhält man Payback-Punkte. Nichts deutet darauf hin, welche unendlichen Qualen in Auftrag gegeben wurden, welche systemischen Gesundheitsrisiken hinter der Massentierhaltung stecken, welche menschenverachtenden Bedingungen sowohl in den Schlachthöfen als auch in den Anbaugebieten für das Tierfutter herrschen, welche Naturzerstörungen wir unseren Kindern und Enkeln hinterlassen werden.

Das System besteht aus weit mehr als nur dem Tönnies-Stammwerk, besteht auch aus mehr als nur den Schlachthöfen. Zum System gehören die Zuchtbetriebe, gehört die Exportorientierung der Tierqualindustrie, gehört die Regierung mit ihrer Missachtung des grundgesetzlich verankerten Tierschutzes, gehört Korruption und Vetternwirtschaft, gehören empathielose Konsumenten, gehört insbesondere die warenförmige, anonymisierte, auf Ausbeutung und Profitmaximierung orientierte Struktur unseres Umgangs miteinander und mit der Natur sowie den Tieren.

Deshalb ist Lifestyle-Veganismus niemals ausreichend: wir brauchen politische Richtungsentscheidungen, die auf einem völlig neuen Fundament stehen. Wir brauchen den zentralen Wert des Mitgefühls in der Politik und wir brauchen mutige Transparenz gegenüber Verbraucher:innen und starke gesetzliche Rahmen zur Verhinderung jeglichen Tierleids. Wir brauchen Politiker:innen, die sich trauen, die Ursachen für Schäden, Leid, Risiken und Qualen zu beseitigen, die sich aber auch Leuten wie Tönnies, Laschet oder Klöckner in den Weg stellen. Politik ist immer auch Kompromiss – aber wenn der „Kompromiss“ ein ewig wiederkehrendes „Weiter so“ ist, dann sitzen die falschen Personen am Verhandlungstisch oder dann gibt es gar keinen Verhandlungstisch, sondern nur den Imperativ des Systems.

Mitgefühl in die Politik zu bringen, braucht offenbar viel mehr Mut, Kreativität und Willen als es die bisherigen Politiker aufbringen können. Wer vor Tönnies einknickt, wird es auch in allen anderen Bereichen tun! Welche Risiken erwarten uns da also noch? Wir können aber nicht einfach abwarten und es drauf ankommen lassen – zuviel steht auf dem Spiel! Das System der Ausbeutung, des Tötens, der Risiken und Qualen – es muss weg!