Die Position und konkreten Forderungen der PARTEI MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ zur Sicherung des Friedens und der Lebensmittelversorgung weltweit

Die Ukraine und Russland gehören zu den größten Getreideproduzenten der Welt. Durch den Ukraine-Krieg drohen nun große Teile der Getreideexporte aus diesen Ländern wegzubrechen, was eine weltweite Lebensmittelknappheit, stark erhöhte Lebensmittelpreise und dadurch Hungersnöte zur Folge haben würde.

Bundesagrarminister Cem Özdemir möchte deshalb, um Mehrkosten beim Tierfutter abzumildern, den Bäuer:innen hierzulande Flächen zur Verfügung stellen, die eigentlich als „ökologische Vorrangflächen“ ausgewiesen waren. Normalerweise müssen Gras und andere Pflanzen dort für die Bodenverbesserung untergepflügt werden und dürfen nicht genutzt werden. Insgesamt handelt es sich um gut eine Million Hektar.

Wir sehen diesen Schritt als Einstieg in eine falsche politische Entwicklung. Vielmehr wäre es eine sinnvolle Lösung, die Tierbestände deutlich zu reduzieren, um mehr Ackerfläche zur Verfügung zu haben! Denn auf dem Großteil der deutschen Landwirtschaftsfläche werden aktuell schon nicht Nahrungsmittel für Menschen, sondern Futter für die Tiermast angebaut. Wenn man berücksichtigt, dass für 1 kg Fleisch 3-20 kg Getreide benötigt werden, liegt die Lösung auf der Hand: Es wäre viel effektiver, wenn wir Getreide, Soja, Mais etc. direkt selbst essen würden, anstatt es erst durch Tiermägen zu jagen!

Wir sollten die aktuelle schreckliche Situation als Anlass nehmen, nun endlich nicht so weiter zu machen wie bisher, sondern etwas zu ändern. Dies würde auch der gesamten Welt enorm zugutekommen: Die Lebensmittelknappheit in Afrika und die Erderwärmung könnten nachweislich deutlich gemildert werden, wenn es weniger agrarindustrielle Tierhaltung gibt!

Dass wir in Europa auf Fleisch, Eier und Milchprodukte zunehmend verzichten, ist dringend notwendig. Denn wir können Agrarprodukte nicht weiter billig auf dem Weltmarkt kaufen, sonst kaufen wir sie den ärmeren Ländern im globalen Süden weg! Einige Länder beziehen ihr Getreide sogar vorwiegend aus Russland und der Ukraine und müssen demnächst ausweichen und aus anderen Ländern zu höheren Preisen importieren. Aber genau dies wird zu Marktpreisen nicht mehr in dem Maße möglich sein und Millionen Menschen werden hungern müssen!

Der Schlüssel zur Verhinderung dieser weltweiten Hungerkatastrophe ist, dass die reichen Länder des Nordens ihre energie- und flächenintensive Tierhaltung drastisch reduzieren. Auch andere Lebensmittel, die zuvor importiert wurden, etwa Sonnenblumen- und Rapsöl, sind betroffen und sollten durch andere Lebensmittel so ersetzt werden, dass das Ausmaß des Hungers in Entwicklungsländern gelindert wird.

Und auch in der Ukraine selbst wird voraussichtlich alles gebraucht, was angebaut wird. Kaufen reiche Importeure aber alles auf, könnten die Menschen, die nicht fliehen konnten, auch noch auf eine Hungerkatastrophe zusteuern. Dies geschah in der Geschichte schon einmal, als Millionen Ukrainer:innen qualvoll an Hunger starben, u.a. weil Stalin die Ernte in andere Regionen der UdSSR transportieren ließ.

Die Tierausbeutung ist zudem für den Klimawandel maßgeblich mitverantwortlich. Daher käme ein zügiger Ausstieg nicht „nur“ den Tieren und der Natur vor unserer Haustür, sondern auch unserer gesamten Umwelt und damit allen Menschen auf der Welt zugute. Hungerkatastrophen könnten vermieden werden, wenn man auf den Agrarflächen Pflanzen anbaut, die direkt dem menschlichen Verzehr dienen.

Es gibt derzeit bereits viele Landwirt:innen, die aus der Tierhaltung – insb. Schweinehaltung – aussteigen: beispielsweise bereits jeder zweite Schweinehalter in Baden-Württemberg! Diese Entwicklung sollten wir fördern, indem die Politik die Bäuer:innen beim Umstieg auf pflanzliche Landwirtschaft organisatorisch und finanziell unterstützt. Bislang sank die Produktion von Fleisch allerdings nur wenig, da die großen Agrarkonzerne zulasten der kleinen Landwirtschaftsbetriebe wuchsen. Schuld war insbesondere die falsche EU-Förderpolitik. Auch diese muss außer Kraft gesetzt werden, um die Agrarwende zu schaffen!

Klar ist jedenfalls: Steigende Preise für Tier„produkte“ würden deren Nachfrage senken. Und auch dass 30 % aller Lebensmittel in Deutschland weggeschmissen würden, könnte sich dann reduzieren. Demgegenüber müssen regionale und pflanzliche Lebensmittel günstiger werden, etwa durch eine neue Förderpolitik oder angepasste Steuersätze. Das ist nicht nur relativ einfach umsetzbar, sondern wäre auch dringend geboten in der jetzigen Situation.

Die meisten Tiere in der agrarindustriellen Tierhaltung leben bekanntlich nur wenige Monate, da sie aus ökonomischen Gründen bereits im Kindesalter geschlachtet werden. Es wäre also jetzt eine gute Gelegenheit, nicht nachzuzüchten und die Tierausbeutung auslaufen zu lassen. Die Landwirtschaft muss zugleich auf die Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln umgerüstet werden.

Die wirksamen Maßnahmen gegen Tierleid, Naturzerstörung, Klimawandel, Gesundheitsrisiken und Welthunger liegen nun in den Händen der europäischen und deutschen Politik! Die PARTEI MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ fordert daher neben der Energie- und Verkehrswende auch eine umfassende und mutige Agrarwende.