Bericht aus dem Kreistag Vorpommern-Greifswald: CDU/AfD gegen Bio-Tonne

Vorpommern-Greifswald ist einer der wenigen Landkreise in Deutschland, der noch immer keine Bio-Tonne eingeführt hat. Ursache ist der Kreistag, der sich seit Jahren dagegen wehrt und auf die vorhandenen Entsorgungsmöglichkeiten verweist. Somit aber bleibt der Landkreis weit hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Robert Gabel, Kreistagsmitglied der Tierschutzpartei, besichtigte vor einigen Wochen gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Hannes Damm die Kompostierungsanlage Reinberg. Dort werden Biomüll und Grünschnitt aus dem Nachbarlandkreis Vorpommern-Rügen angeliefert. Geschäftsführer Eiko Potreck erläuterte, wie gut das System im Nachbarlandkreis funktioniert und wie der Kompost von den Landwirt:innen der Region gern angenommen wird. Über eine Ausweitung der Anlieferung aus Vorpommern-Greifswald würde man sich durchaus freuen, so war zu erfahren.

Auf der Dezember-Sitzung stimmte die rechte Mehrheit des Kreitags nun zum dritten Mal bereits gegen die Einführung einer Bio-Tonne!

Anja Hübner, Kreistagsabgeordnete der Tierschutzpartei und für die Fraktion „Grüne und Tierschutzpartei“ im Landwirtschafts- und Umweltausschuss, setzt sich leidenschaftlich für die Einführung der Biotonne ein und kennt die Ausreden zu Genüge:

„Es muss nicht zu Mehrkosten kommen, sondern man kann intelligente Abholsysteme einführen, die unterm Strich sogar Kosten sparen. Auch ist der angebliche Plasteanteil durch verbesserte Technik reduzierbar. Man muss technische und organisatorische Lösungen voranbringen, statt gestrige Einstellungen für die Herausforderungen von heute und morgen zu verteidigen. Es muss bei der Einführung der Biotonne auch nicht zwangsläufig zu Mehrkosten kommen, sondern man kann intelligente Abholsysteme einführen, die unterm Strich sogar Kosten sparen. Auch ist der angebliche Plastikanteil durch verbesserte Technik reduzierbar. Man muss technische und organisatorische Lösungen voranbringen, statt gestrige Einstellungen für die Herausforderungen von heute und morgen zu verteidigen.“

Robert Gabel, stv. Fraktionsvorsitzender, ergänzt:

„Der Kompost aus Bioabfällen ist eine wertvolle Bereicherung und dies trotz der zu pauschal gestrickten EU-Düngemittelvorgabe. Dass es dennoch vielerorts bestens klappt, sollte für den Kreistag Vorpommern-Greifswald ein deutliches Signal sein, eine Kehrtwende einzulegen. Vor dem Hintergrund, dass Kunstdünger ein hochproblematisches Importgut ist und Gülle aus Tierhaltung mit großer Ressourcenverschwendung einhergeht, sollten wir umdenken und die Biotonne endlich einführen. Perspektivisch ist es auch dringlich und ratsam, mit Bioabfällen einen Teil der Erdgasproduktion zu ersetzen.“

Ulrike Berger von den Grünen wird ebenfalls deutlich:

„Einmal mehr wurde gestern im Kreistag deutlich: Rein aus ideologischen Gründen lehnt die CDU einen Prüfauftrag zur Biotonne ab, ignoriert dabei Gesetze – wie das Kreislaufwirtschaftsgesetz, das eine umweltverträgliche Nutzung von Abfällen vorsieht – und Fakten. Dabei ist der Landkreis gemeinsam mit den Landkreisen Vorpommern-Rügen und der Mecklenburgischen Seenplatte Gesellschafterin der OVVD GmbH (Ostmecklenburgisch-Vorpommersche Verwertungs- und Deponie GmbH) und unterhält in Reinberg eine Kompostieranlage. Diese wandelt den Biomüll aus Vorpommern-Rügen zu Kompost um und vermarktet ihn. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage, soll die Kapazität der Kompostieranlage zeitnah nahezu verdoppelt werden. Umso unlogischer ist es, dass sich sowohl der Landrat, sein Stellvertreter als auch die CDU-Fraktion die Abnahme des Biomülls in Frage stellen. Biomüll ist wertvoll und wir können es uns ob der aktuellen Energie- und Rohstoffkrise nicht leisten, den Biomüll in Vorpommern-Greifswald ungenutzt zu entsorgen! Wir müssen auch das Rohstoff-Potential aus heimischen Biotonnen für Biogasanlagen nutzen, um unabhängiger von Gasimporten zu werden. Ein weiteres Argument ist die BürgerInnenfreundlichkeit. Es ist nicht sinnvoll, dass die Bürgerinnen und Bürger einzeln und auf ihre Kosten ihren Grünschnitt zu den Wertstoffhöfen fahren und dort in Warteschlangen stehen müssen.“ Quelle

Das Ende der Ostsee-Fischerei: welche verzweifelten Rettungsversuche man sein lassen sollte und was stattdessen Zukunft hat

Unsere Meere sind fast leer gefischt und voll mit Schadstoffen. Insbesondere die Ostsee ist eines der verschmutztesten Gewässer der Erde. Schuld daran sind neben dem geringen Austausch mit Nordsee/Atlantik die Einbringungen der Agrarindustrie und die rostende Weltkriegsmunition, wodurch gefährliche Giftstoffe freigesetzt werden.

Was wären die vernünftigen Schritte der Politik? Die Landwirtschaft ökologischer machen, die Weltkriegsmunition bergen, die Ostsee von Müll befreien. Und vor allem nicht weiter in das Ökosystem eingreifen.

Die Antwort auf sinkende „Fischbestände“ darf nämlich nicht sein, noch mehr Subventionen in die Fischereiindustrie zu stecken oder die Fangquoten zu erhöhen. Die Antwort darf auch nicht sein, andere Tierarten, die als Konkurrenten angesehen werden, zu bejagen.

Fischer wollen nämlich allzu gerne Kormorane, fischfressende Meerestiere und insbesondere Robben töten, um ihr Einkommen zu sichern. Und nicht wenige Politiker von rechts der Mitte gehen leider immer wieder bejahend darauf ein, von der kommunalen bis zur EU-Ebene!

In Greifswald hat die lokale Politik die Situation erkannt und möchte etwas unternehmen. Zum Einen sollen Fische ausgesetzt werden, zum Anderen soll Algenproduktion geprüft werden. Das Aussetzen von Fischen leider nur für den Zweck, damit sie später gefangen und verkauft werden können.

Die Algenproduktion hat jedoch Potenzial, etwas Nachhaltiges zu sein, das die Umwelt schont und zugleich Arbeitsplätze schafft. Doch leider ist es nur eine vage Prüfung, die die Stadt als Projekt der Universität in Aussicht stellt.

Aber man will auch die ansässigen Fischer:innen mit Geldbeträgen unterstützen, damit sie nicht pleite gehen. Und man will Nachwuchs für einen unattraktiven, aussichtslosen Beruf gewinnen, etwa auf Jobmessen.

Die PARTEI MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ hat sich vehement gegen diese Maßnahmen ausgesprochen, mit Ausnahme der Algenproduktion.

Letztere ist die eigentliche Zukunft, auf die wir dringend umrüsten müssen. Denn aus Algen kann man sehr viele Produkte herstellen, von Medizin über Papier und Zahnpasta zu Textilien oder Pflaster. Und natürlich Lebensmittel. Vor allem Fischersatz oder auch Kaviaralternativen.

Leider wird das Potenzial in der Öffentlichkeit noch immer nicht erkannt. Auch die Ostsee-Zeitung sieht in der Algenproduktion nur ein „ambitioniertes Konzept für ein touristisches Highlight aber von fragwürdiger Wirtschaftlichkeit.“

Die einzig wirklich nachhaltig-wirtschaftliche Perspektive, nämlich der Umstieg auf pflanzliche Alternativen, auf einem boomenden veganen Markt, soll von „fragwürdiger Wirtschaftlichkeit“ sein?

Dabei schreibt die Ostsee-Zeitung in einem Kommentar doch selbst, dass die althergebrachte Fischerei keine Zukunft hat und statt der Fischer vielmehr Statisten gebraucht würden, die den Tourist:innen das historische Treiben eines Fischerdorfes zeigen als auch die Probleme der „Überfischung“ nahebringen.

Schade, dass sowohl Lokalpolitik als auch Lokalzeitung die Potenziale nur teilweise erkennen und es einfach keine mutigen Schritte für zukunftsweisende maritime Arbeitsplätze an der Ostsee gibt.

Derzeit werden Fischbrötchen verkauft, deren Inhalt lediglich zum geringen Teil vor Ort gefischt wird. Oft werden die Fische sogar mit dem Flugzeug aus anderen Kontinenten nach Frankfurt/Main geflogen und von dort an die Ostsee transportiert.

Das Tierleid und die Umweltschäden sind immens. Aber wieso wird immer noch mit Fischereijobs und mit dem Tourismus argumentiert? Was hat denn ein Weizenbrötchen mit Fisch aus dem Atlantik oder dem afrikanischen Viktoriasee für einen Tourismuswert an der Ostsee?

Greifswald täte gut daran, das vielfältige Potenzial von Algen zu erkennen. Insbesondere, aber nicht nur, als wirklich leckere und tatsächlich lokal hergestellten Inhalt von Vischbrötchen!

Reichspogromnacht – Nie wieder!!!

In der Nacht vom 9. November 1938 zum 10. November 1938 wurden deutschlandweit über 7.000 Synagogen, Geschäfte von jüdischen Einzelhändler:innen und Wohnungen von Menschen jüdischen Glaubens in Brand gesetzt oder sonstwie zerstört. Nach Schätzungen des Deutschen Historischen Museums wurden in dieser Nacht weit mehr als 1.300 Menschen aus antisemitischen Gründen ermordet. Es waren Schlägertrupps der SA und der SS, die auf Anordnung der politischen Führung der NSDAP mordeten und plünderten. Organisationen wie die Hitlerjugend und anderer NS-Organisationen, aber auch einfache Bürger:innen beteiligten sich, während der massiv überwiegende Teil der deutschen Bevölkerung zustimmend johlte oder schweigend zusah. Das Datum 9. November steht seitdem als Startpunkt für den größten Völkermord der Geschichte, dem 6 Millionen jüdische Menschen zum Opfer fielen.

Wir als PARTEI MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ setzen uns für eine tolerante und weltoffene Gesellschaft ein, in der Hass, Gewalt, Rassismus und Antisemitismus keinen Platz haben. Die stets erneuerte Erinnerung an den 9. November 1938 ist wichtig, denn wir haben die Verantwortung, dass sich die mörderische Geschichte nicht wiederholt.

Stellvertretend für die Ereignisse im gesamten Deutschen Reich verlas Robert Gabel am 9. November das Schicksal der Greifswalder Jüdinnen und Juden bei einer Gedenkveranstaltung auf dem Greifswalder Marktplatz:

Eine Greifswalderin schrieb als Augenzeugin über die Anprangerung des jüdischen Professors Josef Kreißl folgendes: „Eines Vormittags, aufmerksam gemacht durch Trommelschläge (…) wurde (ich) Zeuge, wie Professor Kreißl, ein älterer weißhaariger Mann, ehrwürdiger Bürger unserer Stadt (…) mit einem großen Schild um den Hals Ich bin Jude durch die Lange Straße getrieben wurde. Vor ihm Trommler, hinter ihm mehrere SA-Leute, die ihn anspeiten. (…) Erhobenen Hauptes, die seine Würde als Jude dokumentierte, nahm er von all dem, was ringsherum geschah, keine Notiz.“

„Spontan entlud sich der Volkszorn“ – so überschrieb die Greifswalder Zeitung im November 1938 einen Artikel über die Ereignisse in der Nacht vom 9. zum 10.11.1938, der so genannten Reichspogromnacht. Im gesamten Deutschen Reich brannten die Synagogen, wurden jüdische Geschäfte und Wohnungen demoliert, als Juden deklarierte Menschen misshandelt, verhaftet und ermordet. Die Reichspogromnacht markierte den Übergang von der zunehmenden Diskriminierung und Ausgrenzung der deutschen Jüdinnen und Juden seit 1933 zur systematischen Verfolgung, die kurze Zeit später in die Shoa mündete.

Wenigen ist bekannt, dass es auch in Greifswald seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine eigenständige Synagogengemeinde gab, die 1868 zu Höchstzeiten 120 Mitglieder zählte. Diese hatte einen eigenen Betraum im Hinterhaus des Markt 13, später in der Langen Straße 32. Seit 1860 gab es sogar einen eigenen jüdischen Friedhof in der Gützkower Landstraße. Jüdische Menschen waren in Greifswald vor allem in der Wissenschaft und als Kaufleute tätig. Durch ihr berufliches und privates Wirken bereicherten sie das Kultur- und Wirtschaftsleben der Hansestadt.

Doch schon Ende des 19. Jahrhunderts ließen sich in der Bevölkerung zunehmend antisemitische Tendenzen erkennen. An der Universität lehrten zu dieser Zeit auch verhältnismäßig viele bekennende Antisemiten wie Ernst Moritz Arndt, Friedrich-Ludwig Jahn und Friedrich Rühs. Dementsprechend schnell verbreiteten sich diese Ansichten unter der Studentenschaft; 1881 wurde der durch tiefen Judenhass geprägte „Verein Deutscher Studenten“ gegründet. Dieses sich durch viele Gesellschaftsschichten ziehende Klima, ist wohl für den Rückgang der jüdischen Bevölkerung auf 46 Menschen im Jahr 1933 verantwortlich.

Mit dem Machtantritt Hitlers verschärfte sich die Lage zusehends. Erste Betroffene, der kurz nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 erlassenen Verordnungen und Gesetze waren jüdische Hochschullehrer, Studierende und Geschäftsleute. So blockierten, wie im gesamten Deutschen Reich, auch in Greifswald am 1. April 1933 zahlreiche NSDAP-Anhänger die Geschäfte jüdischer Menschen, forderten die Passanten zum Boykott auf und warfen Scheiben ein. Einen Monat später verbrannten dann Nationalsozialisten auf dem Greifswalder Markt öffentlich Schriften marxistischer, pazifistischer und jüdischer Schriftsteller:innen.

Zu dieser Zeit wurde auch der so genannte Arierparagraph erlassen, der verfügte, dass die Zahl der jüdischen Studierenden den Prozentsatz von 1,5 nicht überschreiten dürfe. Eigenmächtig setzten in Greifswald die Studentenführer in Absprache mit den Dekanen diesen Prozentsatz um das Zehnfache herab. Die Greifswalder Universität machte sich also schon lange vor dem 1938 folgenden Gesetz „judenfrei“. Auch viele jüdische Professoren mussten die Universität verlassen; der Direktor der Greifswalder Nervenklinik Prof. Edmund Forster nahm sich nach seiner Amtsenthebung das Leben.

Angeheizt wurden die antisemitischen Aktionen durch die faschistische Presse. So gab die Pommersche Zeitung 1935 als Wochenendbeilage den „Judenspiegel“ heraus, welcher die jüdischen Mitbürger:innen auf schlimmste diffamierte. Gleichzeitig damit wurde eine umfangreiche Liste der jüdischen Geschäftsleute in Umlauf gebracht mit der Aufforderung diese zu boykottieren. Als im Herbst 1935 die Nürnberger Gesetze verabschiedet wurden, begann auch für die Jüdinnen und Juden in Greifswald eine neue Phase der Verfolgung. Es wurden nun auch die letzten jüdischen Professoren ihres Amtes enthoben, an ihre Stelle traten exponierte Nazis, beispielsweise der Anatom Prof. August Hirt, welcher für seine jüdische Schädelsammlung gezielt Insassen von Konzentrationslagern töten ließ.

Auch der Besuch von öffentlichen Schulen wurde für jüdische Kinder immer unerträglicher, was sich am Beispiel der Familie Futter zeigt. Ein Zeitzeuge erinnerte sich: „Mit einem Sohn der Familie Futter besuchte ich seit 1933 die Mittelschule in der Mühlenstraße. Soviel ich weiß, gab es bis 1935/1936 keine Probleme mit den Mitschülern und Lehrern. Erst als wir einen neuen Direktor bekamen, wurde das 1936 anders. Der Judenjunge wurde isoliert.“ Die Eltern der Jungen erkannten die Gefahr frühzeitig und schickten sie nach Berlin, von wo sie sich kurz vor Kriegsausbruch nach England retten konnten. Das Ehepaar Futter, das bis 1938 ein Geschäft in der Brüggstraße besaß, wurde jedoch 1943 ermordet.

Mit dem Ziel die jüdischen Menschen komplett aus dem wirtschaftlichen Leben zu verdrängen, wurde im Frühjahr 1938 die Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden erlassen. Demnach mussten nun alle jüdischen Geschäfte registriert und als solche kenntlich gemacht werden. Auch die letzten vier in Greifswald existierenden Geschäfte waren davon betroffen. Entgegen der nationalsozialistischen Propaganda können die Ereignisse in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 nicht als Reaktion des spontanen Volkszorns auf die Ermordung eines deutschen Diplomaten durch einen Juden bezeichnet werden. Sie sollten vielmehr, die im Frühjahr begonnene gesetzliche „Arisierung“, sprich die Zwangsenteignung jüdischen Besitzes und jüdischer Unternehmen, planmäßig beschleunigen, mit der auch die deutsche Aufrüstung finanziert wurde.

Und so sammelten sich auch in Greifswald am Abend des 9. Novembers 1938 vor allen jüdischen Geschäften und Wohnungen die Nationalsozialisten. Dabei kam es laut Zeitzeugenberichten zur Demolierung und Verwüstung des Bekleidungsgeschäftes von Salo Biermann in der Langen Straße 32, des Korsettgeschäftes von Johanna Joel in der Langen Straße 39 und des Ladens von Georg Feldmann in der Gützkower Straße 39. Einen Abend später hallten die Worte „Die Juden sind unser Unglück“ über den Greifswalder Marktplatz, wo die NSDAP zu einer Großkundgebung aufgerufen hatte.

Für die 24 Menschen jüdischer Herkunft und jüdischen Glaubens, die laut Volkszählung 1939 noch in Greifswald lebten, wurde der Alltag durch die unzähligen, sie entrechtenden Gesetze schier unbezwingbar. Else Burchard, Friederike Julie, Georg Feldmann und Paula Stein schafften es nicht mehr rechtzeitig zu fliehen und wurden in der Nacht vom 12. zum 13. Februar 1940 mit mehr als tausend anderen Jüdinnen und Juden aus dem Regierungsbezirk Stettin aus ihren Wohnungen geholt und mit einem Eisenbahntransport nach Lublin deportiert. 1942 brach der Briefkontakt zu ihnen ab. Fast alle Deportierten wurden ermordet. Damit lebten in Greifswald 1942 offiziell keine jüdischen Menschen mehr.

Quelle: https://docplayer.org/109027701-Eines-vormittags-aufmerksam-gemacht-durch-trommelschlaege-wurde-ich-zeuge-wie-professor-kreissl-ein-aelterer-weisshaariger-mann-ehrwuerdiger.html
Robert Gabel beim Gedenken an den 9. November auf dem Greifswalder Marktplatz (OZ, Christoph Gottschalck)

Hedwig & Hermann Cohn: Hermann Cohn wurde 1869 in Greifswald geboren. Hier, am Greifswalder Marktplatz, führte der Kaufmann ab 1896 ein Textilgeschäft, später ein Möbelgeschäft. Sein Vater Theodor Cohn war hier bereits als Kaufmann tätig. Hermann heiratete Hedwig aus Stavenhagen, das Ehepaar hatte zwei Söhne. Der ältere Sohn fiel 1914 im 1. Weltkrieg in Flandern, mit 18 Jahren. Hermann war aktives Mitglied der jüdischen Gemeinde in Greifswald, die von 1877 bis 1922 einen Betsaal nutzte, der über das Gebäude Markt 13 betreten wurde. 1929 verließen Hermann und Hedwig Greifswald und zogen nach Berlin. Von dort wurde das Ehepaar am 11. Juni 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo schon am 26. August Hedwig und wenige Tage später Hermann ums Leben kam.

Julius, Thea, Hans & Gert Futter: Thea Zippert heiratete den Kaufmann Julius Futter und lebte mit ihm in der Brüggstraße 12, wo Julius einen Rohproduktenhandel betrieb. Thea und Julius Futter wurden beide in der Provinz Posen geboren. 1922 kam der erste Sohn Gert zur Welt, 1923 der zweite Sohn Hans. Nach dem Pogrom im November 1938 wurde Julius Futter in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht, wo er bis Dezember 1938 inhaftiert war. Hans und Gert kamen 1939 mit einem Kindertransport nach England. So überlebten sie den Holocaust, sahen ihre Eltern jedoch nie wieder. Julius und Thea Futter zogen nach Berlin. Von dort wurden sie am 12. Januar 1943 nach Auschwitz deportiert und bald darauf ermordet.

Jenni & Salo Simon: Eugenie Simon wurde 1877 in Zirke geboren und kurz Jenni genannt. 1930 meldete sie in Greifswald den Handel mit Lebensmitteln aller Art in der Kuhstraße 19 an. 1935 stellte sie ihr Gewerbe ein. Salo Simon wurde 1878 in Sternberg geboren. 1921 gründete er in Greifswald eine Grundstücks- und Hypothekenvermittlung. Später kam der Handel mit Kurzwaren als weiteres Gewerbe hinzu. In Greifswald brachte sich Salo Simon in das Leben der jüdischen Gemeinde ein. Am 12. Februar 1940 wurden sie in das Ghetto Piaski in der Nähe von Lublin deportiert. Dort kam Salo Simon am 15. Oktober 1941 ums Leben, das Todesdatum von Jenni Simon ist unbekannt.

Johanna Joel: Johanna Joel wurde 1865 in der Altmark geboren, seit 1900 lebte sie in Greifswald. Sie verbrachte fast 40 Jahre hier, darüber hinaus wissen wir heute nur wenig über sie. In den Greifswalder Adressbüchern, in Werbeinseraten in der damaligen Lokalzeitung und in den Akten der jüdischen Gemeinde taucht ihr Name und ihr Geschäft auf. In der Langen Straße 79 führte Johanna von ungefähr 1900 bis 1938 ein Korsett- und Miederwarengeschäft. Ende 1938 musste sie es aufgeben. 1940 wurde sie im Alter von fast 75 Jahren in das von der Wehrmacht besetzte Polen deportiert. Wohin genau, ist unbekannt, genau wie die Umstände ihrer Ermordung. In Greifswald ließ sie 30,91 Reichsmark zurück, aufgeführt im „Verzeichnis der von den evakuierten Juden hinterlassenen Geldbeträge“.

Dr. Gerhard Mamlok: Gerhard Mamlok wurde 1897 in Greifswald geboren. Er wuchs in der Langen Straße 68 auf. Sein Vater Max Mamlok hatte bis zu seinem Tod ein Wäsche- und Aussteuergeschäft, das nach seinem Tod von Gerhards Mutter weitergeführt wurde. Gerhard studierte ab 1917 an der Greifswalder Universität Jura. 1920 wurde er promoviert. Nach seinem Studium war er als Anwalt in Berlin tätig. Mit dem Beginn der Herrschaft der NSDAP durfte er nur noch jüdische Klient:innen vertreten. Von Berlin wurde er aber am 5. September 1942 nach Riga deportiert und dort am 8. September ermordet.

Dr. Rudolf Kaufmann: Rudolf Kaufmann wurde 1909 in Königsberg geboren und wuchs dort auf. Nach dem Abitur studierte er in Königsberg und München. 1930 wechselte er an die Universität Greifswald, um am geologisch-mineralogischen Institut zu forschen. Im Februar 1933 wurde er zum Doktor der Philosophie promoviert. Da Rudolfs Großeltern jüdisch waren, verlor er nach dem Inkrafttreten des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ seine Stelle an der Universität. Er lebte dann für einige Zeit in Dänemark und Italien und kehrte 1935 nach Deutschland zurück. Wegen angeblicher „Rassenschande“ wurde er 1936 zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren verurteilt. Nach seiner Entlassung 1939 kehrte er zurück nach Königsberg, von wo er nach Litauen floh. Nach der Besetzung Litauens durch die Wehrmacht wurde er 1941 von deutschen Soldaten auf der Straße erkannt und erschossen.

Simon Michels: Simon Michels wurde 1853 in Regenwalde geboren. In Greifswald wohnte er von 1905 bis 1926 mit seiner Frau Sophie und zwei Töchtern und zwei Söhnen. Die Familie lebte vom Verkauf von Uhren, Manufakturwaren, Kurzwaren und Herrenkleidung. Simon gehörte der jüdischen Gemeinde an und war zeitweise einer ihrer Repräsentanten. 1926 zog die Familie Michels nach Bamberg. Dort starb Sophie Michels 1939. Im Alter von 89 Jahren kam Simon am 22. September 1942 in Theresienstadt ums Leben. Sein verwitweter Sohn Erich und sein Enkel Fritz wurden von den Nationalsozialisten ermordet, ebenso die zwei Töchter und deren Ehemänner.

Helene, Fritz, Else & Helga Walter: Helene wurde 1884 in Duisburg geboren. 1922 zog sie mit ihrem Ehemann Siegfried Weißenberg nach Greifswald. In der Langen Straße 22 hatte die Familie ein „Agentur- und Kommissionsgeschäft Trikotagen und Konfektion“ angemeldet. Der Kaufmann Fritz Walter übernahm das Geschäft nach dem Tod Siegfried Weißenbergs. 1932 heirateten Fritz Walter und Else Weißenberg. 1937 wurde ihre Tochter Helga hier geboren. Helene zog 1939 nach Berlin, über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Ob Familie Walter ebenfalls nach Berlin umzog, ist nicht bekannt. Else und ihre fünfjährige Tochter Helga wurden 1942 nach Riga deportiert und dort direkt nach ihrer Ankunft ermordet.

Dr. Gerhard Dagobert Knoche: Gerhard Knoche wurde am 11. September 1893 in Berlin geboren. In Greifswald studierte er Geschichte und Philosophie und wurde am 20. März 1924 durch die Philosophische Fakultät promoviert. Er erhielt seinen Doktortitel für die Arbeit „Die Juden unter den Karolingern“. 1939 wurde ihm im Zuge der systematischen Ausgrenzung und Entrechtung von jüdischen Menschen der Doktortitel aberkannt. Während des Zweiten Weltkrieges emigrierte er nach Holland, am 21. April 1943 wurde er von Amsterdam nach Theresienstadt deportiert, von dort am 28. September 1944 nach Auschwitz. Das Datum seiner Ermordung ist unbekannt. Im Jahr 2000 wurde die Aberkennung seines Doktortitels für Unrecht erklärt und er wurde zusammen mit 80 weiteren Doktor:innen der Universität Greifswald rehabilitiert.

Prof. Dr. Edmund Forster: Edmund Forster wurde 1878 in München geboren. Nach seinem Medizinstudium war er unter anderem Mitarbeiter an der Charité in Berlin. 1916 wurde er Professor an der Universität Gent. In seiner Arbeit spezialisierte er sich auf die neurologischen und psychologischen Folgen von Hirnverletzten. 1925 wurde er an die Universität Greifswald berufen, wo er Direktor der Nervenklinik war. Er lebte in der Ellernholzstraße 2. Im Sommer 1933 wurde er von NS-Gefolgsleuten denunziert und infolgedessen am 31. August 1933 von seinem Amt als Hochschullehrer beurlaubt. Mit seiner Beurlaubung verlor er auch alle seine Ehrenämter. Wenige Tage später tötete sich Forster selbst.

Friederike & Georg Feldmann: Friederike wurde 1887 und Georg 1884 geboren, beide in der Provinz Posen. Das Ehepaar Feldmann betrieb hier in der Gützkower Straße 39 ein Geschäft für Feinkost, Kolonialwaren und Spirituosen. Auch nach den Pogromen im November 1939 blieben Friederike und Georg in Greifswald. Im Februar 1940 mussten sie die Stadt verlassen und wurden am 12. Februar von Stettin aus in das Ghetto Bełżyce südlich von Lublin deportiert. Friederike und Georg gehören zu den 434.508 Personen, die nachweislich im Vernichtungslager Bełzec am Südrand des Lubliner Landkreises ermordet wurden. Das Lager war ein knappes Jahr in Betrieb, nach der Schließung im Frühjahr 1943 vernichtete die SS alle Spuren der Massentötungen. Nur zwei Überlebende des Vernichtungslagers Bełzec sind bekannt.

Paula Sichel & Alice Weismann: Alice Sichel wurde 1869 in Mainz geboren, ihre Schwester Paula 1882. Alice heiratete Jakob Weißmann, der Professor für Strafrecht an der Universität Greifswald war. Nach seinem Tod im Jahr 1917 lebte sie mit ihrer Schwester Paula in der Robert-Blum-Straße. Nach längeren Bemühungen konnten die beiden Schwestern im Juni 1939 nach Charlottelund bei Kopenhagen zu einer weiteren Schwester ausreisen. Aber auch in Dänemark waren sie vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten nicht sicher. Am 6. Oktober 1943 wurden beide in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Alice starb dort nach wenigen Tagen, Paula am 9. März 1944.

Quelle: https://pfd-greifswald.de/2021/02/02/neue-broschuere-zu-den-stolpersteinen-in-greifswald-erschienen/

#BoycottQatar2022

Ich unterstütze die vehemente Kritik an der Entscheidung, dass die WM 2022 von Katar ausgerichtet wird, und rufe dazu auf, dass diese Kritik auch in vielfältiger Form praktisch gelebt wird.

Es ist ein wichtiges Zeichen an die Verantwortlichen bei der FIFA und in Katar, wenn sich immer mehr Menschen, Sportvereine, Städte, Parteien, Politiker:innen, NGOs und Unternehmen der weltweiten Boykottbewegung anschließen. Von Flensburg über Frankfurt/Main nach Augsburg machen auch bereits viele Städte in Deutschland mit. Greifswald soll folgen, fordern Anja Hübner und ich in der Bürgerschaft der Universitäts- und Hansestadt.

Je niedriger die Einschaltquoten, je weniger Kneipen die Spiele zeigen, je weniger Public Viewing stattfindet, je lauter auf die Missstände hingewiesen wird – umso besser sind die Chancen, dass „Sportswashing“ künftig keine Chance mehr hat und dass das Regime in Katar umdenkt. Die Vergabe der FIFA an Katar war rein politisch und nicht aus sportlichen Gründen, also muss es politischen Protest dagegen geben!

Tausende Menschen starben beim Bau der Stadien in Katar. Viele waren aufgrund des Kafala-Systems nahezu rechtlos. Die Situation für Frauen, Minderheiten und die politische Opposition in Katar ist grausam und menschenfeindlich. Menschenrechte und Demokratie werden mit Füßen getreten. Ökologisch ist die WM in der Wüste ebenfalls ein Desaster.

Zudem unterstützte und finanzierte Katar Terrororganisationen wie Hamas, Hisbollah und die Taliban. Die katarische Regierung sympathisiert mit dem iranischen Regime, welches wiederum eine existenzielle Bedrohung für seine eigene Bevölkerung und den Frieden im Nahen Osten darstellt. Gerade Deutschland muss sich aber für die Sicherheit Israels und aller Staaten der Region einsetzen!

Ich schließe mich dem Aufruf von #BoycottQatar2022 und dem Offenen Brief mit der Forderung nach einem Entschädigungsfonds für die Arbeitsmigrant:innen an.

Tier“wohl“-Label ist lediglich ein Testballon, ob man mit solchen Maßnahmen tierschutzpolitisches Profil gewinnen kann.

Wie finden Sie das neue Tierwohl-Label?

In der Abbildung sehen Sie den vorgesehenen Platz für ein 100 Kilogramm schweres Schwein. Bedeuten 1,1 Quadratmeter statt 0,9 Quadratmeter oder statt nur 0,75 Quadratmeter Platz mehr Tier“wohl“?

Würden Sie sich auf so einem kleinen Raum eingesperrt „wohl“ fühlen?

Wäre es angemessen, wenn die Existenz eines Fensters definieren würde, ob Sie sich wohl zu fühlen haben oder nicht?

Wäre ein Auslauf von 1,0 Quadratmeter zusätzlich zum engen Stall der Maßstab des Wohlfühlens für Sie?

Für Menschen unvorstellbar. Für Schweine aber soll es Tier“wohl“ bedeuten. Aber nicht einmal gesetzlich vorgeschrieben! Sondern lediglich als Hinweis auf den Verpackungen der Tierqualprodukte.

Die Konsument:innen sollen auf diese Weise „Transparenz“ und „Verbraucherschutz“ erhalten. Um die Tiere geht es gar nicht. Denn für sie ändert sich ja nichts.

In vielen Fällen werden die Konsument:innen womöglich bewusst zu Produkten der niedrigsten Haltungsform greifen, weil sie dann ein besonders preisgünstiges Schnäppchen vermuten!

Hinzu kommt die Tatsache, dass das Label nur direkt für Schweinefleisch vorgesehen ist und nicht für andere Produkte, in denen Schweinefleisch enthalten ist, wie etwa Wurst, Suppen, Fertiggerichte oder Speisen in Restaurants, Imbissen etc.

Und andere Tiere sind ebenfalls nicht von der neuen Kennzeichnung betroffen, sondern folgen erst später.

Transport und Schlachtung werden grundsätzlich nicht mit einbezogen bei der Vergabe der Labels. Dort kann also weiterhin ohne „Transparenz“ und „Verbraucherschutz“ agiert werden.

Und weiterhin wird es den Kastenstand und viele andere unfassbare Zustände geben.

Und eine gesamteuropäische Lösung ist auch nicht in Sicht. Wie die Tiere im Ausland gehalten werden, erfährt man weiterhin nicht.

Alles in allem: Um Tier“wohl“ geht es nicht. Es ist nur ein Testballon, ob man mit solchen Maßnahmen tierschutzpolitisches Profil gewinnen kann.

Die PARTEI MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ fordert ganz klar, dass endlich mit echten Gesetzesinitiativen begonnen werden muss, die Tierqual und Tierausbeutung reduzieren und beenden können!

Das Tierwohl-Label mindert die unsäglichen Qualen der Tiere voraussichtlich kein bisschen. Es wird alles weiter gehen wie bisher: täglich werden Millionen Schweine, Fische, Rinder, Hühner, Puten, Schafe, Ziegen, aber auch Wildschweine, Rehe und andere Wildtiere für ein paar Sekunden „Geschmack“ unendlich leiden. Es wird weiterhin für die Tieragrarindustrie unsere Umwelt zerstört werden. Es werden künftig weitere Zoonosen und Seuchen entstehen. Und diese Bundesregierung wird wohl ebenfalls in die Geschichtsbücher als Lobbypartnerin der Tierqualindustrie eingehen.

Rede auf der Greifswalder Mahnwache „Russland macht süchtig und kalt“ am 24. September 2022

8. Mahnwache in Greifswald für Solidarität mit der Ukraine

Das Thema Ukraine/Russland ist ein sehr komplexes und umstrittenes Thema in Deutschland. So gut wie jedes Wort erzürnt irgendjemanden. Und daher hielten sich die Menschen in Deutschland bislang auch weitestgehend zurück.

Gegen den Irakkrieg gingen hunderttausende auf die Straße. Aber gegen Putins Krieg sieht es leider anders aus. Es ist eine traurige Wahrheit, dass in Deutschland die Sanktionspolitik schärfer kritisiert wird als das verbrecherische Vorgehen Russlands. Es ist eigentlich zum Schämen. Aber es ist so normal, dass sich niemand mehr darüber wundert. Außer die Ukrainer:innen, die hierher gekommen seid, weil euer Land jeden einzelnen Tag seit 8 Monaten zerschossen wird. Ihr stellt jeden Monat erneut fest, dass es die Deutschen erstaunlich wenig interessiert. Und ich habe mich jedes mal dafür geschämt.

Seit einigen Wochen sind Deutschlands Straßen und Plätze wieder voll. Aber nicht um Putins Russland und den russischen Angriffskrieg zu kritisieren. Nein. Weil man die Sanktionen gegen Russland beendet haben will! Kürzlich etwa in Lubmin und in Stralsund, wo sogar der dortige Oberbürgermeister zur Demonstration aufrief. An dieser Stelle aber Dank an unseren Greifswalder OB Fassbinder, der ja öfters hier an unseren Mahnwachen teilnahm.

Es ist natürlich auch ein berechtigtes Anliegen, dass die Energiekosten nicht Existenzen ruinieren und dass die Regierung etwas zur Sicherung von Betrieben und Familien machen muss. Das seh ich selbstverständlich genauso.

Aber ich würde niemals solch einen Stumpfsinn wie die Öffnung von Nord Stream II fordern, denn das ist keine Lösung. Wer Nord Stream II öffnen will, wie bspw. die rechtsextremistische Identitäre Bewegung, stellt sich bewusst oder unbewusst auf Putins Seite und verbreitet seine Kriegslügen.

Denn es gäbe genug funktionierende Gasleitungen. Es braucht die zweite Nord Stream Leitung nicht und noch nie, zu keinem Zeitpunkt, hätte es sie gebraucht! Bereits lange vor Beginn des Kriegs gegen die Ukraine war das klar. Das hat sogar das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in einer Studie aus dem Jahr 2018 nachgewiesen und das Ergebnis dieser Studie war allen Entscheidungsträger:innen in Deutschland bekannt!

Nord Stream II ist umweltpolitisch falsch, da es für das Ökosystem Ostsee massive Schäden bedeutet, und Nord Stream II ist geopolitisch falsch. Und schon immer falsch gewesen, da es ausschließlich den Zweck hatte, die ukrainischen Gaspipelines zu umgehen und Deutschland noch abhängiger von russischem Erdgas zu machen.

Erdgas ist keine Energieform der Zukunft, sondern verzögert die Energiewende hin zu sauberer Energieerzeugung und ist an sich bereits klimaschädlich. Neuste Messungen ergeben, dass sogar noch mehr Methan bei der Förderung entweicht als bislang angenommen.

Am Ostseestrand wurde Giftmüll aus dem Pipelinebau angespült, der Boden der Ostsee wurde aufgewühlt, seltene Tierarten wurden in ihrem Habitat gestört. Das Genehmigungsverfahren war fehlerhaft, wichtige Dokumente wurden nicht berücksichtigt. Und dennoch wurde der Bau vorangetrieben. Wie konnte das geschehen?

Obwohl all die Jahre bekannt war, dass es keine Nord Stream II Leitung benötigt, hat Russland ein Beeinflussungsnetzwerk gesponnen und insbesondere bei SPD und CDU Politiker:innen eingebunden, um Nord Stream II politisch durchzusetzen. Und das hatte erschreckenderweise sogar funktioniert! Das geostrategische Ziel Russlands war, die Ukraine zu umgehen und Deutschland noch abhängiger von russischem Erdgas zu machen.

Es ist auch erstaunlich, wie gut SED-Kader aus der DDR eingebunden waren. Mittlerweile stehen einige dieser Personen, die jahrelang ein Geflecht zur Durchsetzung von Nord Stream II gesponnen haben, auch auf Sanktionslisten. Und das ist gut so.

Unsere Partei, die PARTEI MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ, war übrigens die einzige Partei, die sich stets auch gegen das Sponsoringverhalten der Nord Stream AG aussprach. Denn die erkaufte sich das Wohlwollen in der Region durch Geldgeschenke, so finanzierten sie das Ladebower Klärwerk oder Schulausstattungen. Wir sammelten sogar gemeinsam mit Fridays For Future Geld, sodass die Stadt das Geld von Nord Stream ablehnen konnte, aber politisch war das leider nicht mehrheitsfähig am Ende.

Nord Stream II war ein Teil der Vorbereitung auf den Krieg, Nord Stream II war ein Wirtschaftskriegsinstrument im Krieg gegen die Ukraine – und Deutschland sollte zum Mittäter gemacht werden!

Ich freue mich über jede Partei und jede:n Politiker:in, die eine Kehrtwende eingelegt haben und sich nun klar gegen Nord Stream stellen und genauso freue ich mich über alle Bemühungen, komplett von fossilen Energieträgern wegzukommen.

Die Zukunft liegt in erneuerbaren, sauberen Energien und in einer freien, souveränen Ukraine! Slava Ukraini.

Trauer um Malte

In Münster starb der 25-jährige Malte nach einer unfassbaren Gewalttat während des dortigen CSD. Malte wollte Frauen helfen, die homophob angegangen wurden. Der Täter wandte sich daraufhin Malte zu, schlug ihn zwei mal brutal ins Gesicht, sodass er das Bewusstsein verlor und fiel. An den Folgen des Aufpralls verstarb Malte später im Krankenhaus.

Täglich sind Menschen Gewalt und Hass ausgesetzt, weil sie nicht der „Norm“ entsprechen. Trans* Personen sind besonders gefährdet und gegen sie richten sich maßgeblich organisierte Hetzkampagnen. Der Grund für diese Gewalttat und viele weitere, die sich täglich weltweit ereignen, ist vor allem rechte Propaganda, die weite Teile der Bevölkerung erfasst. Auch harmlos erscheinende Vorträge, die pseudowissenschaftlich die Existenz von zwei Geschlechtern „beweisen“ wollen, oder hasserfüllte AfD-Redebeiträge in den Parlamenten tragen zum gesellschaftlichen Klima bei, das zu tödlicher Gewalt führt! Wir sagen NEIN zu Homo- und Transfeindlichkeit und werden weiterhin unsere Stimmen dagegen erheben.

Wir trauern um Malte und drücken unser Mitgefühl seinen Angehörigen und Freund:innen aus. Mit Malte verlieren wir alle einen Menschen mit Zivilcourage und Einsatz für Liebe und Respekt. Er wird uns fehlen und uns mahnen, den friedlichen Kampf um Menschenrechte und Akzeptanz weiter zu führen.

Solidarität statt „Heißer Herbst“!

Seit vielen Jahren bereiten sich sogenannte Prepper und andere Rechtsextreme auf den „Tag X“ vor. Dabei geht es ihnen nicht darum, genügend Lebensmittel für den Notstand zu sammeln. Sondern es geht ihnen darum, eine explosive Stimmung in der Bevölkerung für einen gewaltsamen Machtumsturz auszunutzen. Um dann selbst die Macht übernehmen zu können, horten Sie Waffen, fertigen Todeslisten an, errichten parallele Kommunikationssphären, spionieren politische Feinde aus. Statistiken zufolge sind hunderte eigentlich verurteilte Rechtsradikale untergetaucht, über 10.000 Waffen aus Privatbesitz und sogar Maschinengewehre aus Bundeswehrbeständen sind gestohlen worden. Hinzu kommen über 5 Millionen legale Waffen, insbesondere bei Jäger:innen.

Würde es tatsächlich zu größeren Aufständen kommen, müssten auch wir hierzulande befürchten, dass sich ähnliches ereignet wie zur Amtsübergabe an Joe Biden in Washington. Einen versuchten Sturm auf den Reichstag gab es bereits, weitere werden immer mal wieder angekündigt. Auch könnte es zu gewaltsamen Protesten wie die der französischen Gelbwesten kommen.

Seit 2014 gibt es besorgniserregende Demonstrationswellen in Deutschland. Zunächst HoGeSa-Neonazis sowie selbsternannte Friedensdemonstrationen in Solidarität mit russischen Kräften, die die Krim und den Donbas eroberten. Dann 2015/2016 Proteste gegen Geflüchtete, vor allem im Raum Dresden, aber besonders extremistische Gruppierungen und Brandanschläge konnten überall im Land beobachtet werden. 2020/2021 formierten sich dann die Gegner:innen der Coronapräventionsmaßnahmen, die fließend übergingen in Pro-Putin-Kundgebungen und sich derzeit auf einen sogenannten „Heißen Herbst“ vorbereiten.

Diese inhaltlich zunächst sehr verschiedenen und in sich diversen Protestgruppierungen haben jedoch Überschneidungen und nähern sich ideologisch immer weiter an. Immer wieder sind antiwestliche, antidemokratische Stimmungen tonangebend, die allzu oft verschwörungsideologisch-antisemitische Tendenzen einnehmen.

Bereits 2014 waren zum sogenannten Friedenswinter Teile der Partei DIE LINKE organisatorisch beteiligt. Den „Heißen Herbst“ läutet sie derzeit ebenso öffentlich ein und will sich dafür ausgerechnet den sogenannten Montagsdemonstrationen anschließen, die aber seit Jahren bereits von Rechtsradikalen für deren Zwecke instrumentalisiert werden. Verbal geht DIE LINKE dabei also Hand in Hand mit den mutmaßlich verfassungsfeindlichen Kräften von AfD, Freien Sachsen, Pegida, Identitären und Reichsbürgern. Die Gefahr besteht nun darin, dass Vertreter:innen und Anhänger:innen der Partei dies auch in besorgniserregendem Ausmaß ideologisch und körperlich tun werden.

Denn der russische Angriffskrieg verursacht tatsächlich Engpässe in der Versorgung. Insbesondere dort, wo viele Industrieprozesse beginnen, wird russisches Erdgas benötigt. Ebenso werden Wohnungen zum großen Teil mit Erdgas beheizt. Eine Umstellung kann rein technisch oftmals gar nicht so schnell erfolgen. Diese Notsituation ist also real und bringt entsprechende Nöte und Risiken mit sich.

Hinzu kommen handwerkliche Fehltritte der Ampelkoalition, die enorm unter Druck steht. Tankrabatt und Gasumlage sind zurecht umstritten und es ist dringend erforderlich, dass solche Irrwege schleunigst verlassen werden.

Aber auch noch so große Versäumnisse und kritikwürdige Maßnahmen rechtfertigen es nicht, Hass zu schüren, die Antidemokrat:innen direkt oder indirekt zu unterstützen, die Verunsicherung zu vergrößern und die Bereitschaft zur Solidarität und zum Energiesparen zu untergraben!

Die PARTEI MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ warnt eindringlich davor, die Unzufriedenheit der Menschen auszunutzen, um eigene politische Erfolge daraus ableiten zu wollen, oder die Menschen bewusst durch Falschinformationen sowie Vereinfachungen aufzustacheln.

Konstruktive Kritik, sachliche öffentliche Debatten und Solidarität sind nun gefragt. Unsere Demokratie ist nicht nur durch militaristische Autokratien gefährdet, die imperale Kriege mit zigtausenden Toten führen, sondern auch durch extremistische und populistische Akteure im Inland.

Wenn wir jetzt nicht gemeinsam dafür sorgen, dass dieser Herbst und Winter friedlich bleiben, werden die verschiedenen Protestmilieus immer weiter anwachsen, werden sich hineinsteigern in radikale Weltumdeutungen bis hin zur offenen Gewalt und zur existenziellen Gefahr für unsere Demokratie.

Die PARTEI MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ ruft dazu auf, Energie und Ressourcen bestmöglich zu sparen. Insbesondere ist ein Umstieg auf rein pflanzliche Produkte zu empfehlen und wir fordern die Bundesregierung auf, die nötigen Rahmenbedingungen hierfür endlich zu schaffen. Es kann wirklich nicht länger hingenommen werden, wie unfassbar viele Ressourcen für Tierfutter verschwendet werden. Zudem müssen Preisanstiege in sämtlichen Bereichen durch soziale Ausgleiche flankiert und eine Übergewinnsteuer zur Finanzierung eingeführt werden.

Wir rufen zudem eindringlich dazu auf, extremistische Ansammlungen und verschwörungsideologische Kommunikationskanäle zu meiden. Derzeit kursieren so viele Falschinformationen und gefakete Meldungen wie nie zuvor. Dahinter stecken sehr professionell aufgestellte Akteure, die große Mengen Geld in die Aufstachelung und Verunsicherung der Bevölkerung investieren. Es ist daher außerordentlich wichtig, nur vertrauenswürdige Quellen zu verwenden.

Seid wachsam und hinterfragt unbedingt bei jeder Demonstration, an der ihr euch eventuell beteiligt, wer sie initiierte, wer mit welchen Forderungen noch teilnimmt und distanziert euch notfalls von menschenverachtenden, unwahren oder demokratiegefährdenden Aussagen.

Sprecht auch unbedingt im Freundes-, Bekannten- und Kolleg:innenkreis über Ängste, Nöte und vor allem über Lösungen und darüber, wie man solidarisch miteinander umgehen kann. Bietet neutrale und geprüfte Informationsquellen an und traut euch, bei Fake News und Hetze zu widersprechen. Stellt Faktenchecks und neutrale Quellen zur Verfügung. Macht auch gern auf andere und gravierendere Probleme aufmerksam, etwa im Tier- und Umweltschutz oder bei Menschenrechten weltweit, und zeigt Lösungen auf.

Wenn wir solidarisch und achtsam miteinander umgehen, uns gegenseitig unterstützend unter die Arme greifen, Lösungen im Privaten aufzeigen und im Politischen erfolgreich einfordern, dann wird der kommende Herbst und Winter nicht so einschneidend, wie diejenigen, die aus Machtkalkül die Stimmung ausnutzen wollen, behaupten. Solidarität ist stärker als Hass und Hetz, in jeder Jahreszeit!

Update zur Fake-News-PR-Kampagne über angeblich biodiversitätsförderliche und klimaneutrale Weidehaltung

Nachdem in Deutschland mehrere Medien (taz, BR, NDR, Spektrum etc.) unangenehm auffielen, weil sie wirre Fake News über Weidehaltung verbreiteten, hat sich nun der britische Guardian dem Thema gewidmet und erfreulicherweise klargestellt, dass Weidehaltung die schädlichste Landwirtschaftsform überhaupt ist. Entsprechende Meta-Studien ergeben sowohl einen Verlust an Artenvielfalt als auch klimaschädliche Auswirkungen der Weidehaltung. Im Artikel heißt es:

The livestock industry has fought back with a massive public relations campaign, seeking to persuade people that pasture-fed meat helps reduce global heating by storing carbon in the soil. Yet, despite the many claims, there is no empirical evidence that carbon storage in pastures can even compensate for grazing’s current account emissions, let alone address the capital debt. Just as the oil industry tried to convince us that CO2 was good for the planet on the grounds that it’s “plant food”, the ranching industry has sought to sow doubt and confusion about its vast environmental impacts.

Quelle: https://www.theguardian.com/environment/2022/aug/16/most-damaging-farm-products-organic-pasture-fed-beef-lamb

»Die Schlachter sind derart verroht. Es interessiert sie nicht, wie qualvoll die Tiere sterben«

Seit vielen Jahren gibt es unzählige Aufnahmen aus Zuchtbetrieben und Schlachthöfen, die eindeutig beweisen, dass die Tiere unvorstellbaren Qualen ausgesetzt sind. Dadurch ist auch seit vielen Jahren klar, dass es sich um ein systemisches Problem handelt. Auch wissenschaftliche Studien zeigten übereinstimmend auf, dass die industrielle Tierhaltung immer einhergeht mit Knochenbrüchen, Krankheiten, Fehlbetäubungen und vielem mehr. Es ist nämlich in den biologischen Zuchtergebnissen und den industriellen Mechanismen direkt angelegt und wird durch den Druck, möglichst viel Geld verdienen zu müssen, nochmals verstärkt.

Dadurch gibt es täglich millionenfaches Leid. Würde auch nur ein Haustier so behandelt werden, gäbe es strafrechtliche Konsequenzen und ein breiter Proteststurm der Bevölkerung wäre sicher. Betrifft es aber sogenannte „Nutz“tiere, gilt die Aufdeckung in Form von heimlichen Filmaufnahmen als halbkriminell, sodass nahezu 100 % der Tierqualvorgänge undokumentiert bleiben. Und die Täter:innen werden nicht bestraft, sondern verdienen sogar noch völlig legal an ihren Taten!

Der SPIEGEL hat nun erneut einen skandalösen Fall von Tierquälerei durch einen Schlachthof publik gemacht; in dem Artikel fällt auch das abgebildete Zitat. SOKO Tierschutz filmte heimlich die Zustände in der „Landschlachterei Horn“ in Flintbek (Schleswig-Holstein). Die Aufnahmen wurden den Behörden zur Verfügung gestellt, die vorerst eine umgehende Versiegelung des Betriebs veranlassten, um weitere Schlachtungen zu stoppen. Sowohl Tierschützer:innen als auch das Veterinäramt haben Strafanzeige erstattet, außerdem wird geprüft, ob dem Betrieb die Zulassung entzogen wird.

Bezeichnend sind auch die Behauptungen der Eigentümer:innen, dass alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten worden seien. Obwohl klar bewiesen ist, dass das nicht stimmt. Leider wird die Öffentlichkeit seit Jahrzehnten auf genau diese Weise belogen. Meist ohne dass die Lüge so eindeutig nachgewiesen werden kann.

Dieser Fall zeigt nicht einmal die Spitze des Eisbergs, sondern weniger als einen Wassertropfen des schmelzenden Eises auf der Eisbergspitze. Die ganze Monströsität ist und bleibt unaufgedeckt und ungeahndet. Daher ist der Artikel im SPIEGEL und sind die Maßnahmen der Behörden bei weitem nicht ausreichend, sondern stellen lediglich ein Symbol dar. Wieder einmal.

Zu hoffen ist deshalb, dass es noch hunderte weitere Aufdeckungen durch Tierrechtsorganisationen wie die SokoTierschutz gibt. Und dass in absehbarer Zukunft jegliche Form von ausbeuterischer und qualvoller Tierhaltung gesetzlich beendet wird.

Eine ensprechende Europäische Bürgerinitiative End The Slaughter Age hat sich diesem Ziel verschrieben. Unterzeichnen diese EBI mehr als 1 Million EU-Bürger:innen, muss sich die EU-Kommission mit den Forderungen auseinandersetzen.