Die Defensive der Jägerschaft – Schießerei ist weder Natur- oder Artenschutz, sondern Teil des Problems

In der Schweiz stimmten heute die Wahlberechtigten über den Entwurf eines neuen Jagdgesetzes ab, das den präventiven Wolfsabschuss einführen sollte. Es wurde mit fast 52 % abgelehnt!

Der Entwurf sah nämlich vor, dass Wölfe abgeschossen werden dürften, auch wenn sie keinerlei Risiko oder Gefahr darstellen. Erst seit 1995 gibt es wieder einige wenige Wölfe im Alpenland. Grund genug für die Jägerschaft, gegen sie vorgehen zu wollen. Damit der beabsichtigte präventive Abschuss ein ökologisches Image erhält, wurde er im Gesetzesentwurf mit sinnvollen Maßnahmen wie Brücken für Wildtiere über Autobahnen verknüpft. Ein leicht zu durchschauendes Manöver. Diese Maßnahmen sollten selbstverständlich auch unabhängig von diesem missratenem Gesetzesentwurf ermöglicht werden!

Die Schweizer sprachen sich heute übrigens in einer anderen Abstimmung auch deutlich für das Zuwanderungsabkommen mit der EU aus und erteilten damit den Nationalisten eine Absage. Und ihre Absage an die Jagdlobby ist ein Votum für den Artenschutz und gegen die unethischen Auswüchse der Jägerei.

Immer mehr Menschen wird deutlich, welche unheilvolle Macht die Jäger:innen aufgebaut haben in den letzten Jahren. Nicht erst die Massentötungen von Wildschweinen und Vögeln haben zu großen Empörungen in der Schweiz und vielen anderen Ländern geführt. Zunehmend werden immer mehr Jagdunfälle ins öffentliche Bewusstsein gerückt und die widersprüchlichen, falschen und unlogischen Aktionen und Behauptungen der Waidmänner und -frauen erfahren breite Kritik. Jäger:innen haben die Deutungshoheit ein Stück weit verloren und können keine nachhaltigen Konzepte mehr anbieten in Sachen Artenschutz und Tiergesundheit oder gar in ethischer Hinsicht.

Diese Defensive der Jägerschaft muss nun eine Chance werden. Der offene und ehrliche Dialog muss beginnen und gemeinsam mit den Wissenschaftler:innen und ethisch orientierten Politiker:innen gilt es, Lösungen im Sinne der Tiere und der Natur zu finden. Unnötige Tierqual, sinnlose Schießerei und testosterongetriebene Traditionen von gestern – das gehört auf den Prüfstand und muss besseren Ansätzen weichen.

Danke, liebe Schweizer für das heutige Abstimmungsergebnis!