Patenschaft für Seenotrettung beschlossen

„Was machen Sie, wenn Sie sehen, dass jemand vor Ihnen ertrinkt? Retten Sie die Person oder halten sie Reden darüber, dass die Rettung ein falsches Signal für sorgenloses Schwimmverhalten wäre? Sie würden sich zurecht in Grund und Boden schämen, wenn Sie die Rettung sein lassen würden…

Nun haben wir es bei der Seenotrettung im Mittelmeer aber mit geopolitischen Konfliktlagen zu tun. Wenn aber auch hier die Entscheidung sein sollte, die Rettung von Leben sein zu lassen, dann ist das Ausdruck der Korrumpierbarkeit des moralischen Kompass!

Erinnern Sie sich, im CDUAfD-Block, wie sie im letzten Jahr nicht für die Aufnahme von 5 Kindern aus dem Lager Moria in unserer Stadt stimmten? Sie haben sich nicht geschämt, ich mich für ihr Stimmverhalten hingegen schon. Da ging es vorrangig um Menschen, die wegen geostrategischer Stellvertreterkriege aus ihrer Heimat flohen. Es ging um die Schwächsten, die am wenigsten für die geostrategischen Machtkämpfe können! Sie haben sich damit eher auf die Seite der schwer bewaffneten Großen gestellt, denen das Schicksal der Kinder ebenfalls egal ist, und nicht auf die Seite der unbewaffneten Kleinen.

Und erinnern Sie sich, als ihnen die Anliegen von Fridays for Future letztes Jahr egal waren als es um den Einfluss eines fossilen Energieerzeugers in der Stadt ging? Sie haben sich damit letztlich auf die Seite der gestrigen Großkonzerne gestellt und nicht auf die Seite der Jugendlichen, die ihre Zukunft vor sich haben!

Und erinnern Sie sich, als sie, werte CDU, sich letztes Jahr juristisch für die Rechte von Neonazis, Rassisten und Antisemiten einsetzten? Sie waren damit einerseits auf der Seite des Rechts, aber letztlich vor allem unnötig proaktiv auf der Seite der geistigen Brandstifter und stärkeren Gewalttäter und nicht auf der Seite der schwächeren Opfer! Aber dazu eventuell später mehr, da wir heute diesen Sachverhalt nochmal auf der Tagesordnung haben werden.

Das sind nur drei Beispiele der letzten Monate, es gibt noch viel mehr. Es zeigt sich ein deutliches Muster: Sie stellen sich lieber aufseiten der Großen, der Starken, der Täter – mal bewusst, mal eher implizit. Aber eines tun sie ganz bewusst nie: sich an die Seite der Kleinen, der Schwächeren, der Notleidenden zu stellen!

Wenn sich ihre Fraktionen rechts der Mitte im Europaparlament und im Bundestag für die bestehende Agrarpolitik und für die bestehende Entwicklungs- und Rüstungspolitik einsetzen, dann hat das geopolitisch massive Auswirkungen auf andere Kontinente. Und wenn Sie hier und heute gegen diesen Antrag zur Seenotrettung stimmen sollten, dann stellen sie sich abermals auf die Seite der Großen – auf die Seite derjenigen, die Ausbeutung, Krieg und Zerstörung verantworten und nicht auf die Seite der Kleinen, die darunter leiden und Auswege suchen oder einfach nur Überleben wollen.

Wenn der Fehler im Großen liegt, dann müssen wir erst Recht hier vor Ort in den Gemeinden uns für die Anliegen und den Schutz der Kleinen, der Schwachen und der künftigen Generationen einsetzen! Wenn geostrategische Konflikte und Machtausübung zu Flucht und Vertreibung führen, dann halten Sie bitte keine Reden darüber, dass das Retten von Leben ein falsches Signal wäre! Der sogenannte Pull-Effekt ist größtenteils eh durch Studien widerlegt worden.

Wenn Menschen drohen zu ertrinken, ist diesen Menschen ohne zu zögern zu helfen!

Wenn Sie tatsächlich nicht möchten, dass Menschen fliehen, ja, dann kämpfen sie doch gegen das große Unrecht oder wenn sie das nicht schaffen, lassen Sie das andere tun – aber hören Sie auf, nach unten zu treten, hören Sie auf, gegen die Kleinen vorzugehen! Ich hoffe, Sie können dieses Mal auf der Seite der Menschlichkeit stehen und stimmen für den Antrag der Verwaltung. Ich danke ihnen.“

Dies war das Redemanuskript von Robert Gabel zum Antrag der Universitäts- und Hansestadt Greifswald, eine Patenschaft für das Seenotrettungsschiff „Sea Eye 4“ für zwei Jahre zu übernehmen. CDU und AfD stimmten gegen diesen Antrag, er wurde aber mehrheitlich angenommen.