Wenn man sich für eine „Tradition“ aus Deutschland vor aller Welt schämen muss

Nachdem sich bereits die spanischen Stierkämpfer zum Weltkulturerbe erklären lassen wollten, versuchen es nun bayerische Landwirte. Das unfassbare hierbei: In ihrer Bewerbung wird die Anbinde-Haltung der Kühe ausdrücklich und fälschlicherweise als schützenswert beschrieben.

Und der Beibehaltung der Anbinde-Haltung wird sogar in ihrer Bewerbung gefordert! Darin heißt es: „Erhalt der Kombinationshaltung von Nutztieren“ und ausführlicher: „Maßgeblich für den Erhalt des außergewöhnlichen universellen Wertes ist vor allem die Fortführung des jahrhundertealten Systems der Grünlandwirtschaft mit Tierhaltung. Die Abschaffung der Kombinationshaltung würde das Ende für viele Landwirtschaftsbetriebe bedeuten.“ Nachzulesen sind diese Passagen im Bewerbungsdossier des Landkreises Garmisch-Partenkirchen, der sich offiziell bei der UNESCO bewerben will.

Kombinationshaltung bedeutet: Die Tiere sind nicht 365 Tage im Jahr fest angebunden im Stall, sondern dürfen teilweise auch raus. Das ist aber viel zu wenig! Die Zeichen der Zeit wurden ganz offensichtlich nicht erkannt. Nur weil es eine „jahrhundertealte“ Tradition sei, sollen weiterhin Tiere fast ohne Möglichkeiten der Bewegung in qualvollen Verhältnissen dahinvegetieren. Die Kühe werden dabei am Hals fixiert, was zu entzündeten Gelenken führen kann sowie Lähmungen, Quetschungen und psychische Erkrankungen hervorruft. Die Tiere können sich nicht drehen und sehr oft liegen sie in ihren Exkrementen.

Dass überhaupt Tierausbeutung als Bestandteil eines Weltkulturerbes mal wieder ins Gespräch gebracht wird, ist bereits schon ein Skandal. Dass auch noch eine tierquälerische Methode zum Stolz einer deutschen Region erklärt und ihr Erhalt gefordert wird, können wir absolut nicht akzeptieren. Wir fordern eine klare Überarbeitung der Bewerbung ohne jegliche direkten oder indirekten Verweise auf mögliche Formen der Anbindehaltung oder anderer tierquälerischer Haltungsformen.

Besonders interessant ist im Bewerbungstext übrigens auch ein wirrer Seitenhieb gegen Tierschutzaktivist:innen, die die Anbinde-Haltung kritisieren. Dazu können wir nur sagen: Liebe bayerischen Landwirt:innen und Agrarlobbyist:innenen! Bewerbt euch ohne Tierqual bei der UNESCO – dann wird der Protest gegen eure Tierausbeutungsideologie auch etwas leiser. Zeigt ehrgeizige Taten beim Beenden von Tierquälerei, Naturzerstörung und Gesundheitsrisiken. Und es muss sich dann niemand mehr vor aller Welt für euch schämen.