Jäger- und Schweinepest: Massentötungen statt nachhaltige Ursachenbekämpfung

Jäger erhalten Abschussprämien und gehen auf Drückjagden, um so viel Wildschweine wie nur möglich zu töten. Das Hobby der Reichen und Einflussreichen ist seit einiger Zeit nicht mehr das private Ausleben von Tötungsgelüsten am Wochenende. Es ist zum Staatsauftrag geworden!

Die Jägerschaft rief zudem gestern die Bevölkerung dazu auf, mehr Wildschwein-Fleisch zu kaufen. Denn das Tötungsgeschäft muss auch noch einträglich sein. Und um Kommerz geht es ganz generell: denn wenn das ASP-Virus vom Wildschwein auf das Hausschwein in den Tierhaltungsanlagen überspringt, dann fallen große Einnahmeströme für die Agrarindustrie weg! In den letzten Jahren verdreißigfachte (!) sich auch das Exportgeschäft nach Fernost. Allein in diesem Jahr gab es bislang einen Anstieg von 236 % beim Schweinefleisch-Export nach China. Grund: Ausgerechnet der dortige Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest und entsprechender Einbruch der Schweinefleischproduktion. Jetzt hat das erste ostasiatische Land aber die Verhältnisse umgedreht und verhängte einen Importstopp von Schweinefleisch aus Deutschland!

Und daher ist die Tierqualindustrie in großer Aufregung, weil ein kompletter Exportstopp für Deutschland droht. Nicht nur die Exportgewinne fallen dann weg, sondern auch der ganze Gewinn zulasten der ausgebeuteten, gequälten und getöteten Schweine wäre in Gefahr. Einige Medien verbreiten daher die absurde Devise, dass die Wildschweine bekämpft werden müssten aus Gründen des Tierwohls bei den Hausschweinen. Denn bricht die ASP bei einer Anlage aus, muss der gesamte Bestand getötet werden. Als wenn das nicht sowieso geschehen würde.

Aber sollte tatsächlich das Geschäft zulasten der Schweine zusammen brechen, dann wären auch viele andere Geschäftsfelder mit bedroht, denn bei Ausbruch der ASP könnten Ernteverbote ausgesprochen werden und ganze Betriebe würden pleite gehen. Der Tierfutteranbau wäre ebenso betroffen und eine ganze Kettenreaktion in der tierhaltenden Agrarindustrie wäre die Folge. Kein Wunder, dass also alles versucht wird, um das Geschäft zu retten. Plötzlich ist auch Geld da, um sofort riesige Zäune zu bauen, die die Schweinepest aufhalten sollen. Beim Herdenschutz für den Wolf geht der Bau von Zäunen hingegen seit Jahren nur schleppend voran.

Die Zäune sollen insbesondere an Autobahnen entlang errichtet werden. Denn der Hauptverbreitungsweg des Virus sind weggeworfene Lebensmittel von Fernfahrern! Zudem sind es die Jäger selbst, wenn sie bei ihrer Jagd die Wildschweine vertreiben oder kontaminierte Gegenstände durch die Gegend schleppen – teilweise direkt in ihre Ställe, da sie nicht selten auch Landwirte sind. Entsprechend hat Brandenburg auch schon ein Jagdverbot erlassen, um die Verbreitung der Krankheit durch die Jäger zu verhindern.

Die bereits seit einiger Zeit präventiv vorgenommenen Massentötungen von Wildschweinen verlaufen brutal und erbarmungslos. In die Medien schaffen es dabei aber nur menschliche Jagdunfälle. Das Leiden der Tiere, die vielfach nur angeschossen werden und lange leiden, interessieren niemanden. In Polen, wo das Töten noch heftiger betrieben wird, gibt es eine Statistik derzufolge rund die Hälte der noch überlebenden Wildschweine mit Schussverletzungen leben müssen. Insbesondere Drückjagden sind reine Tierquälerei!

Dabei werden die tatsächlichen Gründe für den Anstieg der Wildschweinpopulationen in den letzten Jahren nie thematisiert: insbesondere der stetig ansteigende Umfang von Monokulturen, insbesondere für die Tierfutterproduktion. Aber auch das bewusste und unbewusste Füttern der Tiere sowie der Klimawandel spielen offenbar eine Rolle. Unschuldig sind jedenfalls die Tiere selbst. Aber genau sie müssen nun für Verfehlungen der Menschen und ihre Profitgier leiden! Alternative Methoden, die unblutig sind, wurden zwar bereits erprobt, aber bewusst nicht weiter erforscht und erst Recht nicht angewendet.

Es müssten aber sofort Strategien entwickelt und angewendet werden, die sowohl Haus- als auch Wildschweine wirkungsvoll vor dem Virus schützen. Ohne zu töten! Und es muss ein so schnell wie möglich umzusetzender Ausstiegsplan erarbeitet werden, der sowohl die Tierqualindustrie als auch die unnötige Jägerei beendet.

Aber leider gibt es derzeit nur eine amtliche Parole: Das Geldverdienen zulasten der Tiere müsse weiter gehen und zur Gewährleistung dieser Grausamkeiten müssen noch mehr Tiere leiden.

Eine Schande und ein Zivilisationsbruch sondergleichen! Kommende Generationen werden uns dafür zutiefst verachten und ein moralisch vernichtendes Urteil fällen!