Julia Klöckner wird Tierschützerin?

Mit großem Presserummel gab Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner heute bekannt: Sie sei weltweit Vorreiterin in Sachen Tierschutz. Denn das industrielle Kükentöten wird verboten!

Bilder vom schrecklichen Schreddern der Küken bei lebendigem Leibe erschütterten die Menschen bereits vor vielen Jahren. Seit 2008 hat die Bundesregierung dann viel Fördergeld für die Entwicklung von Methoden ausgegeben, die die millionenfache Kükentötung beenden sollen.

Worum aber ging es da eigentlich? 1. Um die Geschlechtsbestimmung im Ei („endokrinologische Verfahren“). 2. Um die Züchtung eines „Zweinutzungshuhns“. Denn männliche Küken bedeuten aus wirtschaftlicher Sicht weniger monetären Nutzen, wenn sie einer Zucht entstammen, die auf Eier-Höchstleistungen angelegt ist.

Daneben gibt es noch im Bio-Bereich einige wenige Betriebe, die männliche Küken bewusst leben lassen, um auch sie zu töten und ökonomisch zu verwerten. Klöckner möchte diesen Ansatz – neben der Abtötung im Ei, was allerdings nach dem sechsten Bruttag auch mit Schmerzen verbunden ist – zum generell vorgeschriebenen Standard machen.

Es geht also ausschließlich darum, wie das Geldverdienen durch Tiernutzung organisiert wird. Julia Klöckner sprach auf der Pressekonferenz zum Thema ausdrücklich davon, dass Ökonomie und Tierschutz zusammen gebracht werden müssten. In der offiziellen Pressemitteilung ihres Ministeriums klingt es sorgfältiger in der Wortwahl, nämlich, dass der Tierschutz über der Wirtschaft stehen würde.

Das aber ist in der Praxis des Ministeriums nur eine hohle Phrase. Dass das Kükentöten überhaupt noch immer erlaubt ist, begründet Klöckner damit, dass bei einem Verbot die Brütereien ins Ausland abgewandert wären. Daher besprach sie auch mit Frankreich, das Verbot bald auch umzusetzen. Da die EU nicht nur aus Deutschland und Frankreich besteht, ist das allerdings nur symbolischer Natur.

Ihre Logik: Moralische Standards setzt man erst dann, wenn der Wirtschaftsstandort Deutschland nicht gefährdet wird.

Entsprechend verkündet sie auf der Pressekonferenz auch selbstbewusst und voller Stolz, dass die Menschen auch weiterhin Fleisch essen und Eier kaufen werden. Darauf berief sie sich, weil nationale Verbote wegen der internationalen Märkte nichts brächten – aber andererseits ist Karnismus ihre tiefe und feste Überzeugung und der Grund, weshalb sie erst dann Verbote beschließt, wenn die Landwirte ohne größere Verluste damit klar kommen und die Massentierhaltung weiter betreiben können.

Und das ist das Problem: Das ganze Gerede um Tierschutz hat den Zweck, die aktuelle Tierproduktion mit ihrer industriell organisierten und systemisch angelegten Tierquälerei und Naturzerstörung zukunftsfest zu machen! Es geht um eine Scheinmoral, die lediglich als Werkzeug des Geldverdienens zulasten der Tiere dient.

Jegliche tierquälerischen Methoden gehören sofort verboten, Frau Klöckner. Das lange Warten war nicht nötig! Die Millionen an Fördergelder zur Entwicklung der Geschlechtsbestimmung oder Zweinutzungshühner hätten sie stattdessen zur Förderung pflanzlicher Alternativen verwenden können.

Das wäre gesünder, ökologischer und hätte einer wirklich ehrlichen Ethik entsprochen! Pflanzliche Alternativen für Fleisch, Eier- und Milchprodukte konkurrenzfähig und konsumentenfreundlich zu machen wäre im Gegensatz zur lobbyhörigen Bestandssicherung der Tierqualindustrie wirklich wirtschaftlich sinnvoll. Weil nur das ein tatsächlich nachhaltiger sowie international gangbarer und moralisch vertretbarer Weg ist!