Sind Schlachthöfe „systemrelevant“ oder eines der Grundübel unseres Systems von Ausbeutung, Risiken und Leid?

Anstatt zu verstehen, dass die gesamte Fleischindustrie auf Ausbeutung, Quälerei und Risiko fußt, und dabei sowohl Mitarbeiter als auch Konsumenten, Umwelt und die Tiere betroffen sind, fordert ALDI jetzt sogar eine Senkung (!) der Fleischpreise und WESTFLEISCH & Co. öffnen ohne jede Reue oder Einsehen ihre Schlachthöfe wieder. Obwohl die Zustände dort untragbar nach wie vor sind!

Was ist die bisherige Reaktion der Bundesregierung auf die Corona-Skandale in mehreren Schlachthöfen? Sie wollen nächstes (!) Jahr Werkverträge mit Subunternehmen abschaffen, aber ansonsten alles unverändert lassen. Natürlich, wie immer, mit zahlreichen Ausnahmen und ohne wirksame Kontrollmechanismen – eine Schande!

Die Reaktion der Opposition bislang? Dietmar Bartsch von DIE LINKE sagt, er wolle die Gesellschaft an der Frage nach billigem Schnitzel nicht spalten und fordert somit letztlich, das alles so weiter geht wie bisher. Eine riesige Enttäuschung, denn wir von der Tierschutzpartei hatten bislang gewisse Hoffnungen, dass die tierschutzpolitischen Überzeugungen gerade der Linkspartei progressiv, nachhaltig und ethisch orientiert sein würden. Hoffentlich bekommt Dietmar Bartsch Gegenwind aus den eigenen Reihen.

Robert Habeck von den GRÜNEN lobt die Bundesregierung für ihre halbgaren Maßnahmen und verweist seicht darauf, dass man sich auch mal die Missstände in puncto Tierschutz anschauen könne und plädiert für ein paar Cent Tierschutzabgabe. Damit die Konsumenten mit besserem Gewissen Tierqualprodukte kaufen können? Wie weichgespült ist das denn?

Von den dezidierten Unterstützern der Fleischindustrie, FDP und AfD, brauchen wir gar nicht erst reden, da sie komplett indiskutabel sind und derzeit wohl eh damit beschäftigt sind, mit wirren Scheindebatten aus der Corona-Krise irgendwie noch Kapital zu schlagen oder ihre Partei vor dem Untergang zu bewahren.

Weder Regierung, noch linke, grüne oder gar gelbe und braune Opposition verstehen, dass wir es mit einer auf Ungerechtigkeit und Zerstörung basierenden Industrie zu tun haben. Sie verstehen nicht, dass dort, wo zulasten der Tiere Geld verdient wird, stets der finanzielle Gewinn bestimmt, was gemacht wird und was unterlassen wird. Sie verstehen nicht, dass die Zukunft des Planeten davon abhängt, ob wir es schaffen, die Regenwaldrodung für Tierfutter zu beenden, ob wir es schaffen, die Grundlagen für Tierseuchen, Pandemien und multiresistente Keime zu beseitigen, ob wir es schaffen, den Klimakiller schlechthin, die Agrarindustrie, zu reformieren.

Es kann nicht um ein paar Cent „Tierschutzabgabe“ und verlogene „Tierwohl-Label“ gehen. Es kann auch nicht nur um Schlachthöfe gehen und erst Recht nicht nur um Werkverträge. Es geht um die gesamte Art und Weise unseres falschen Umgangs mit den Tieren, um jede Vorstufe der tierquälerischen Agrarindustrie und um alle sich stetig weiter zuspitzenden Risiken für unsere Gesundheit und für unseren Planeten.

Der fortwährende Verrat an den wehrlosen Tieren wird als Bumerang zum Verrat an der Menschheit. Die Zeit, einzulenken wird immer knapper. Aber wir werden mit aller Kraft weiterhin alles dafür tun, dass Ratio und Moral möglich werden, dass Politiker eines Tages ehrlich, mutig und beherzt Gesetze beschließen, dass die Politik der Symbolik und des fortwährenden Verrats hinter uns gelassen werden kann.